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Die Zeit der Stille (Chronik der Ereignisse um den grossen Schlaf)

Begonnen von Ylenavei, 16. Februar 2011, 09:29:12

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Ylenavei

Tagebuch Ylenavei Deihlanas in der Zeit der Stille, 6.Eintrag

Der Mut zu Taten ist zu mir zurückgekehrt. Als ich noch angesichts der Erkenntis der Verknüpfung meines Schicksal mit Scharfzahns Aufgabe zagte, fand Zyran Jarcath, der Erste Priester der Viere, den Weg nach Yew. Vielleicht war es seine Suche nach Gespräch und Wissen, die meine furchtsame Starre löste. Vielleicht gab mir auch die Rückkehr meines geliebten Allraryl Sidar die nötige Kraft zu einem eigenen Schritt.

Zyran und ich waren uns rasch einig, dass jener Kult, der unsere Heimat mit dem unseligen Schlaf verfluchte, am Wahrscheinlichsten in den dunklen Zufluchten der zwielichtigeren Bewohner Britains Spuren hinterlassen haben würde. Jedoch wusste Zyran nicht mehr über jene Verstecke im Untergrund der Stadt, als meine Aufklärer vor dem Schlaf aus Gerüchten hatten herauslesen können. Der Untergrund liege tief verborgen und sei für jeden Fremden höchst  gefährlich, hatten ihre Berichte gelautet.

In diesen Tagen schien dies jedoch der einzige Weg zu neuer Erkenntnis. So liess ich einen Aufruf zu einem Erkundungsgan in Yew wie auch in Britain verbreiten, und begab mich schliesslich in Hüter Temeriys Begleitung in die Taverne zu Britain, um diesen Erkundungsgang zu leiten. Mein Aufruf war bei den wenigen erwachten Stadtwachen Britains auf keine Aufmerksamkeit gestossten, doch es hatte sich eine kleine Gruppe tapferer und entschlossener Stadtbewohner eingefunden. Allhana hatte uns gar einen Führer gesandt, einen Menschen namens Darkan, welcher uns in den Untergrund und durch die verschlungenen Abwasserkanäle bis an unser Ziel zu führen gewusst hatte.

In der Annahme, dass auch die Unterwelt Britains in tiefem Schlummer liege, sind wir in die stickigen, beklemmenden Gewölbe hinabgestiegen. Die meisten der Gefährten schienen nicht weniger überrascht als ich selbst, als wir uns nach kurzer Wanderung durch die Kanäle wahrhaftig in einer unterirdischen Stadt wiederfanden. Einzig die Kartographin Felicia Sanctum schien diesen Ort zu kennen - hätte sie uns ebenfalls führen können? Nun, wir hatten nicht geirrt, als wie die Lage in der Unterwelt mit unserer eigenen verglichen. Auch dort gab es Leben, das sich durch unser Eindringen gestört fühlte.

Es war kaum mehr als ein Schatten, eine verhüllte Gestalt, die zu uns sprach, doch versetzte ihr Ansinnen, ihr Heim zu schützen, die gesamte Gruppe in höchstes Unbehagen. Nach angespannter Verhandlung gelang es mir schliesslich, der Gestalt eine Erlaubnis zur Spurensuche abzuringen, gegen das Versprechen, dass unsereins den Untergrund an diesem Tag wie auch später nicht weiter aufstören werde. Wie leicht ging mir ein solches Versprechen von den Lippen! Die Kanalstadt ist wahrlich kein Ort für Allhanas Geschöpfe...so erdrückend lastete die Verderbnis auf meiner Seele... Mögen sich die Menschen dieses Versprechens ebenso erinnern, wie ich es für alle Zeit tun werde!

Darkan zeigte uns hierauf die Stadt, und wir suchten in den traurigen Hinterlassenschaften unserer Welt nach Spuren einer anderen, die stets beängstigend und fremd erscheint. In einer Unterwelt-Taverne schliesslich erspähten Felicias scharfe Augen die herbeigesehnte Spur. Zutiefst erleichtert und begierig, unser Versprechen einzuhalten, kehrten wir eilig an die Oberfläche zurück, bei uns ein Tagebuch eines Geschöpfs, das augenscheinlich Mitglied in unserem gesuchten Kult gewesen war.

Im Schutz der Wände des 'tänzelnden Einhorns' lasen wir schliesslich das Vermächtnis einer gequälten Seele, eines Betrogenen, der sich in seinem Schmerz bereits in den Niederhöllen wähnte. Derkran der Kultist berichtet in seiner Niederschrift von jenem dunklen Ritual, mit welchem er und seine Brüder im Kult den Fluch beschworen. Die Beschreibung der Gier nach den Verlockungen des Dunklen, des Thar, liess unsere Herzen weinen, und zu Eis erstarren, als wir von dem grausigen Opfer lasen. Der grosse Schlaf hatte einen hohen Preis gefordert. Es war an Derkran gewesen, diesen zu zahlen, indem er seinen Freund und Gefährten dem Dunklen hingab, ihn im Kreise des Kultes niederstreckte.

Wie bebt mir die Hand, während ich diese Zeilen schreibe! Das Herdfeuer der Taverne schien unendlich fern, als uns das Grauen in seinen Klauen hielt. Mit eisiger Furcht lasen wir von dem schwarzen Buch, welches dem Kult Anleitung gab, welches diese Grausamkeit forderte - und am Ende alle betrog. Der Fluch hatte ihnen keine Herrschaft über die schlafende Welt eingebracht, wie es versprochen gewesen war. Sie waren Teil dieser schlafenden Welt geworden. Derkran hatte seinen Mitbrüdern misstraut, und stand unter dem Einfluss eines schützenden Tranks, als er sein Vermächtnis niederschrieb...allein, in einer schlafenden Welt. In wirren Zeilen voller Schmerz verkündete er, das schwarze Buch, das den Namen Somnichorus trage, sei in alle Winde zerstreut, damit sich der Verrat niemals wiederhole...

Allein der Gedanke an eine Schrift, die aus dem Reich des Dunklen selbst entstammen mochte, liess unsere Seelen in Entsetzen harren. Dennoch habe ich die Gefährten zur Suche nach dem Somnichorus aufgefordert. Das Buch mag Kunde über die Natur des grossen Schlafes bergen, und... mit Allhanas Segen mögen wir einen Weg finden, es sicherer aus dieser Welt zu schaffen, als Derkran es getan hat.

Es hat nicht lange gedauert. bis die ersten Seiten in Britain zutage kamen. Nun liegen sie vor mir, und der Anblick finsterer Schriftzeiten lässt lang vergessenes Entsetzen in mir keimen. Wie beneide ich die Fischerin Maya Dequin, die Finderin dieser beiden ersten Seiten, welche nicht ahnt, was diese dunklen Worte in mir wecken. Die Seiten enthalten bloss Fragmente eines finsteren Textes - oder sind es gar zwei? - doch die Worte, die Schrift in finsteren Lettern aus dem Reich des Einen, ist mit dunkler Macht getränkt, die selbst Maya spürte, ehe sie mir die Seiten anvertraute. Wie beneide ich sie, und werde Namu Assis beneiden, der ebenfalls eine Seite fand, jene, die diese dunkle Last fortgeben und davon frei sein können...

Möge Allhana, mögen die Viere uns vor der Verderbnis schützen die hinter diesen Worten lauert. Mögen die lichten Kräfte uns Sicherheit gewähren, wenn der unselige Fluch erst vor uns Gestalt annimmt, wenn der Somnichorus ganz in unsere Obhut fällt. Mögen wir einen Weg finden, die Welt davon zu befreien und zu bewahren.

Ylenavei Deihlana, Druidin in Yew

Ylenavei

Tagebuch Ylenavei Deihlanas in der Zeit der Stille, 7.Eintrag

Der Winter umschliesst uns mit Kälte und Dunkelheit. Kurz sind die Tage, und die Stille der schlafenden Welt ist bedrückender denn je. Dreizehn Seiten des verfluchten Somnichorus befinden sich in meinem Besitz, und jeden Tag erwarte ich Boten, die sich mit weiteren sechs Seiten angekündigt haben. Die finsteren Worte geistern um meine Seele wie klammer Dunst, während ich mich am Kaminfeuer zu wärmen suche.

In dieser dunklen Stunde hat Allhana einen wärmenden Funken Hoffnung gesandt. Ich bin am Herzbrunnen auf meinen Lehrling Manderel Vei'ri getroffen, welcher seite Wochen schon unbemerkt durch die Wälder streifte. Ich habe ihm berichtet, was uns über den grossen Schlaf bekannt ist, von Derkrans Tagebuch und Ingos' Vermächtnis, bestehend aus seiner Niederschrift und Scharfzahn, dem tapferen Panther.

Manderel lauschte all dem mit einer seltsamen Ruhe, als könnte ihn nichts und niemand wirklich beunruhigen. So habe ich ihn auch von der beklemmenden Natur der Kräfte Scharfzahns wissen lassen, und von meiner Furcht vor jener Aufgabe, für welche der Panther mich zu seiner Gefährtin gewählt hat. Mein Lehrling stellte die Fragen, welche mir selbst schon so lang im Geiste kreisen, Fragen nach der Natur von Scharfzahns Kräften, ob er Magie wirke, oder ob er, wie wir, die Ströme des Lebens lenke. Ich nannte ihm den einzigen Hinweis auf eine Antwort, welchen ich selbst hatte: Dass Scharfzahn meine Gefährtenschaft der eines erfahrenen Magiers vorzieht.

Der gute Manderel lächelte sein seltsam weltfremdes Lächeln und sagte frei heraus, es möge sein, dass Scharfzahn einen Gefährten mit reinem Herzen gewählt habe. Er ist nicht der Erste, der solches oder ähnliches von mir behauptete, doch selten haben mich solcherlei Worte so gewärmt.

Wenn es wahrhaftig eine Eigenschaft gibt, die Manderel ein reines Herz nennt, und wenn diese ein Teil dessen ist, was mir ermöglichte, binnen 15 Jahren die Kräfte eines lebenserfahrenen Druiden zu entwickeln, dann mag diese Eigenschaft auch Scharfzahn zu seiner Wahl bewogen haben.

Dieser Gedanke ist tröstlich, besteht doch die Hoffnung, dass ich mich in jener Eigenschaft auch von Ingos unterscheide. Vielleicht liegt in jener Gabe Allhanas, die meiner ganz anderen Bestimmung dienen soll, auch ein Weg den grossen Schlaf zu beenden, ohne Ingos' Opfer wiederholen zu müssen.

Scharfzahn liegt nun zu meinen Füssen vor dem Kamin, der mir nun endlich warm erscheint. In dieser Wärme mögen wir den Winter abwarten, warten, bis im Frühling Allhanas Kräfte zurückkehren. Dann werden wir uns auf die Suche nach Ingos' magischem Ort machen, mit des Panthers Spürsinn und dem Wissen, das der Somnichorus uns offenbaren mag. Bis zum Frühling werden wir warten, denn Scharfzahn sagt, wir haben Zeit.

Ylenavei Deihlana, Druidin in Yew


LessuA

Immer noch bedrückende Kälte und Stille über Britain.. ein gefundenes Fressen für zwielichte Gestalten sich unbeschwert zu bewegen. Es sind schon einige rechtschaffende Bürger wieder erwacht, doch zeigen sie sich so selten, dass es gar unmöglich scheint eine neue Regierung in Britain einzuführen um Sicherheit und System einzuführen. Dennoch wird Darkan Andris alles daran setzen, eine Antwort auf den Schlaf zu finden und in Britain den Bürgern als Ansprechpartner beruhigend einzureden, um so als möglicher neuer Anführer heraus zu stechen.. Seine Adelige Vorgeschichte gibt genug Anlass dass er fähig dazu wäre..
Die Zeit ist nur ein leerer Raum, den Begebenheiten, Gedanken und Empfindungen erst einen Inhalt geben.

Ylenavei

Tagebuch Ylenavei Deihlanas in der Zeit der Stille, 8.Eintrag

Nichts ist mehr, wie es war. Während wir in der Wärme meines Heimes auf den Abschied des Winters warten, hat Scharfzahn meine gesamte Welt verkehrt. Ich habe nun Gewissheit über manche Dinge, von welchen ich wünschte, sie wären im trüben Reich der Vermutung verblieben.

Es scheinen die Folgen einer harmlosen Spielerei gewesen zu sein, die den Panther an vergessene Kräfte erinnerten. Fynja, meine Hauskatze, antwortete mit einem Kratzer auf Scharfzahns Neckereien. Die Heilung der harmlosen Wunde stellte keine Schwierigkeit für mich da, doch weckte das Blut Gedanken in meinem schwarzbepelzten Freund, welche mich auch jetzt noch mit tiefer Beklemmung erfüllen.

Wie von einer plötzlichen Idee beseelt befreite Scharfzahn, kaum von seinem Kratzer geheilt, sich von seinem Halsband und ballte dieses zusammen, bis es auf rätselhafte Weise verschmolz und seine Form veränderte. Vor meinen verblüfft staunenden Augen entstand ein Kelch, von welchem das seltsame Strömen mir unbekannter Magie ausging. Der Panther stellte diesen Kelch zwischen uns beiden auf, und was als nächstes geschah, liess mein Herz schwanken.

Scharfzahn würgte, und spieh einen Strahl frischen Blutes, dessen Austritt aus dem Mund oder Maul eines Geschöpfes auf eine schwere innere Wunde hindeuten würde, in den bereitstehenden Kelch. Im Schrecken gelähmt weigerte sich mein Leib, dem Panther sofort zur Hilfe zu eilen, und ehe ich mich versah, hatte Scharfzahn meine eigene Handfläche geritzt, sodass einige Tropfen meines Blutes in das Seine im Kelch fielen. Die Flüssigkeiten zischten, als wären sie auf einen heissen Stein getropft. Starr vor Entsetzen beobachtete ich, wie Scharfzahn etwas davon aufleckte, ehe er mich unmissverständlich aufforderte, es ihm gleich zu tun. Ich spürte, wie mein Magen sich umkehrte, wie jede Faser meines Seins sich gegen solch verderbliches Handeln wehrte. Es war ein Funken ganz tief in mir, ein Hauch eines beruhigenden Gefühls, ein Wink Allhanas, welcher mich an das Vertrauen erinnerte, das Scharfzahn und ich zueinander hegten, und schliesslich kam ich der Aufforderung des Panthers nach.

Bittere Reue erfasste mich augenblicklich, als sich meine Sinne trübten, als Wogen einer unfassbaren Übermacht meinen Geist hinfort rissen. Schon einmal hatte ich Entsetzliches geweckt, indem ich mich unbedarft auf ein befremdliches Ritual eingelassen hatte. Was mochte nun geschehen, da ich mich selbst verlor...?

Es war schmerzhaft, als ich schliesslich wieder zu mir fand, auf dem Teppich in meiner Hütte liegend. Jeder Knochen tat mir weh, und in meinem Kopf dröhnte und pochte es wie einst, als eine Drachenrute mich gegen eine Felswand geschleudert hatte. Nur allmählich gewahrte ich die Stimme in meinem Kopf, die zwischen all den Schmerzen meinen Namen nannte.

Scharfzahn, so gewahrte ich, war bei mir, beobachtete mich, und die Stimme sagte etwas, wie: "Endlich bist du wach...". Jedes Wort war wie ein neuer Stoss in meinem schmerzenden Schädel. So fand ich nur langsam zur Klarheit zurück, und es bedurfte einiger Zeit, bis ich begriff, dass die Stimme in meinem Kopf von Scharfzahn stammte! Der Panther erklärte mir auf diesem neuen Weg zur Verständigung, dass jener alte Zauber seines Meisters Ingos die einzige Möglichkeit sei um flüssig zu kommunizieren.

Jäher Schrecken überfiel mich, als sich mir der Schluss aufdrängte, dass Ingos dunkle Mächte genutzt haben musste. Denn nur solche wurden von Blutritualen gespeist, hatten mich die vergangenen Jahre gelehrt. Was Scharfzahn mir stattdessen eröffnete, brachte meine Welt jedoch um so mehr ins Wanken. Die Stimme des Panthers in meinen Gedanken erklärte, Meister Ingos, der vermeintliche arkane Magier, sei ein Druide gewesen, einer der alten Druiden der inar'ri, der Urelfen. Und mehr noch: Er habe nicht nur die Lebensströme Allhanas gelenkt, sondern auch über arkane Magie geboten.

Nach den Lehren aller Schulen der Mächte in heutiger Zeit, seien es unser Druidenwissen, die Magieschulen der Menschen oder jene der ylinar in Magincia, ist dies völlig unmöglich. Die grossen Mächte der Welt sind unabdingbar voneinander getrennt, und ein Geschöpf Allhanas, wie auch eine Kreatur des Dunklen, vermag nur eine hohe Gabe in sich zu tragen. Nichts desto trotz würde es so manches erklären. So mag Scharfzahn, das Geschöpf des Ingos, ebenfalls zwei Gaben, die Arkane und die Druidische, in sich vereinen, woraus unsere Schwierigkeiten resultieren würden, die Künste des Panthers richtig einzuordnen. Ebenso würde es erklären, weshalb Scharfzahn in einer Druidin die passende Hilfe zum Wirken von Magie sieht.

Sollte es notwendig sein, die Lehre von der Unvereinbarkeit der grossen Kräfte zu überdenken? Wir wissen so wenig über unsere Vorfahren und die alten Künste. Die Gelegenheit, mit Scharfzahn richtig zu sprechen, eröffnet bestechende Möglichkeiten, manchen Schleier der Vergangenheit zu lüften. Was mag er über seinen Meister und die inar'ri zu berichten wissen? War Ingos' zweifache Gabe eine Ausnahme, oder gab es weitere Grossmeister? Hat in Scharfzahns Geist vielleicht sogar Wissen über meinen Urahnen überdauert, jenen namenlosen ersten Druidenfürsten, der einst Allhanas grosse Aufgabe von den amanadra entgegennahm?

Nebst der reizvollen Aussicht auf Wissen ereilt mich jedoch ebenso tiefe Beklemmung, wenn ich an das denke, was Scharfzahn bereits enthüllt hat und noch enthüllen könnte. Sollte Blutritualen wahrhaftig eine andere Macht und Rolle innewohnen, als wir alle bislang glaubten? Sind es solcherlei Opfer, die die Macht bergen, die grossen Kräfte zu vereinen? Die Bedeutung dessen für das wahre Streben der Anhänger des Dunklen beängstigt mich zutiefst. Ich glaube...es wäre gefährlich..zu gefährlich...Scharfzahns Enthüllungen an die Geschwister weiterzugeben. Das Wissen um die Vereinbarkeit der grossen Kräfte mag sie nicht nur verstören, sondern in falschen Händen mit verderblichen Zielen locken.

Wenn Scharfzahn sich von dem kräftezehrenden Ritual erholt hat, werde ich ihn nach den inar'ri fragen, nach der Verbreitung der Anwendung vereinter Kräfte, nach meinem Urahn. Aber ich werde dieses Wissen hüten und nicht in unbedarfte Hände geben. Vielleicht werde ich es eines Tages den Meer überantworten, auf dass sie es in ihren verborgenen Bibliotheken hüten mögen. Doch zunächst gilt es, dessen Bedeutung für die Aufhebung des grossen Schlafes zu verstehen. Und die Gedanken an diese Bedeutung sind nicht unbedingt ermutigend...

Ylenavei Deihlana, Druidin in Yew

Ylenavei

#19
Tagebuch Ylenavei Deihlanas in der Zeit der Erneuerung, 1.Eintrag

Neun Winter sind vergangen, seit ich aus dem grossen Schlaf erwacht bin. Nach unserer geistigen Verbindung damals ist Scharfzahn lange fortgeblieben. Die Geschwister in Yew und die anderen Kinder der Welt sind nach und nach erwacht, und ich vergass den Fluch und den Panther, verdrängte sie beide hinter persönliche Belange. Zwei Winter vergingen so, bis ich Yew verliess und sieben Jahre mit alten Banden rang. Nun bin ich zurück und es scheint, als habe ganz Yew all die Zeit auf mich gewartet. Nein, nicht nur ganz Yew. Scharfzahn hat ebenfalls gewartet, hat mich all die Zeit über gesucht. Und wenn Scharfzahn hier ist, bedeutet dies, dass der Fluch des Schlafes nach wie vor in den Schatten der Welt auf uns lauert.

Gänzlich unvermittelt erschien der Panther am Brunnen in Yew, ausgezehrt und von jahrelanger, ermüdender Suche gezeichnet. Ich tat für meinen alten Freund, was ich auf die Schnelle tun konnte, und ich höre ihn nach wie vor in meinem Geist, wenngleich der meine sich zunächst zu entsinnen weigerte, woher unsere enge Verbundenheit rührt. So habe ich unwissend Scharfzahns Gedanken übersetzt, unwissend Hüterin Galasha und eine Menschenfrau namens Enaja dabei angeleitet, wie sie dem Panther ihren Geist öffnen. Die Menschenfrau hat sich der furchtbaren Prüfung, der Scharfzahn mich vor Jahren unterzogen hat, nicht bis zum letzten Ende gestellt, doch Galasha ertrug den greulichen Trunk und die Öffnung ihres Geistes mit der Standhaftigkeit einer Kriegerin.

Oh Allhana, Galasha hat mir vertraut, als sie diesen Schritt tat, und unwissend nahm ich sie mit auf den Weg des Untergangs! Nachdem ich meine alten Aufzeichnungen gelesen habe, steht mir wieder klar vor Augen, was Scharfzahns Bestreben ist. Der Panther, der seine wundersamen Kräfte nicht entfesseln kann, ohne den Dingen um sich her das Leben zu entziehen, muss den Fluch des Schlafes brechen, wie er es schon einmal tat. Damals, in der Zeit der inar'ri, der Urelfen, gingen Scharfzahns Schöpfer Ingos und der Panther allein, um diese Aufgabe zu bewältigen, und Scharfzahn zehrte Ingos' gesamtes Leben auf um dies zu vollbringen. Nein, nicht ganz ward sie vollbracht, gestand Scharfzahn mir jüngst, denn er kennt einen Weg den Fluch des Schlafes ganz und gar von unserer Welt zu verbannen, was er und Ingos dereinst nicht vollbrachten.

Armer Scharfzahn..seit Jahrtausenden grämst du dich des Todes deines Schöpfers und Gefährten, und nun musst du deine neue Freundin an eine Aufgabe heranführen, die noch grösser und tödlicher ist als jene, die Ingos das Leben kostete. Ich weiss, was du empfindest, denn auch ich habe um Geschöpfe getrauert, die aus Liebe meinen schweren Weg teilten und daran zerbrachen... Und nun..soll dies das Ende dieses Weges sein?

Scharfzahn hat mir gezeigt, was geschieht, wenn zuviel des Lebens eines Begleiters fordert, wie es damals bei Ingos geschah. Und, oh gnädige Allhana, ich habe zugelassen, dass er dazu das Leben eines Menschen nahm. Ich habe dem Panther einen Weg vor die Tore Britains geöffnet, wo er einen alten Bauern aufspürte und das tat, was er dereinst mit Ingos versucht hatte. Vor meinen entsetzten Augen und druidischen Sinnen flossen die Lebensströme aus dem Alten heraus und in Scharfzahn hinein, bis der Mensch schliesslich entschlief und zu Asche zerfiel. Ich spürte, dass dies den Panther ebenso grämte wie mich...*das Papier wellt sich unter einem kleinen, einst feuchten Fleck*...und doch habe ich zugelassen, dass er einen Menschen tötet, habe mein Eide verletzt, die ich als drelinar, Druidin und Heilerin schwor. Wie weit reicht ein Schwur das Leben zu schützen? Darf ein einzelnes Leben geopfert werden, um deren viele zu bewahren?

Meine Tränen mögen Scharfzahn bewegt haben noch mehr zu wagen. So beobachteten meine aufgestörten Sinne wahrhaftig, wie Scharfzahn die Lebensströme des Bauern wieder von sich gab, sie seiner Asche spendete, und, bei allen Bäumen Yews und Quellhains, es wurde ein lebender und kerngesunder Mensch daraus! Dies allein ist Beweis dafür, dass Scharfzahns Kräfte gänzlich Teil des Lebenskreises und damit nicht verderblich sind. Und mehr noch: Scharfzahn gab nicht nur den Bauern zurück, sondern schenkte ihm, wenn auch ungewollt, neue Lebenskraft für bestimmt zwei Jahrzehnte. Beinahe hätte es meinen armen Freund das Leben gekostet, doch Allhana sei dank, dass sie mir ebenfalls die Macht gab Leben zu wirken.

Den armen Bauern, der gesundet und verjüngt aus einem vermeintlichen Nickerchen auf seinem Acker erwachte, hat es gänzlich verwirrt, mich so unvermittelt bei der Heilung Scharfzahns zu beobachten, und er fürchtete die erwachende Raubkatze. In meiner Erklärungsnot nannte ich ihm meinen Namen und vermittelte ihm, dass der Panther mein Gefährte und ein gutmütiges Wesen sei, dessen Tagwerk es sei Leben und Gesundheit zu schenken. Als der Mensch schliesslich erkannte, dass Scharfzahn und ich uns miteinander verständigen konnten, hielt er uns in seinem Überschwang für Gesandte der Viere und nannte mich heilig und ein Licht der Hoffnung.

Nun, möge er mit dieser Botschaft zum Tempel der Viere eilen und Scharfzahns Erscheinen mit Hoffnung und Heilung verbinden. Vielleicht erleichtert dies meinem tierischen Gefährten den Weg zu den Menschen, die bislang selten mehr als Furcht und Pfeile auf ihn gaben, zu finden. Denn wir können die Aufgabe, die vor uns liegt, nicht allein bewältigen. So müssen wir starke und tapfere Weggefährten finden, die bereit sind den Weg des Untergangs zu wagen und darauf zu hoffen, dass wir gemeinsam leben werden, wenn der Fluch gebrochen ist! Die standhafte Galasha ist hier gewiss ein guter Anfang. Doch wir brauchen noch mehr.

Ylenavei Deihlana, Druidin in Yew

Kruemliii

Es ist gerade Mittag als Hurgat in die Taverne von Britain stürzt und laut ruft:"Seht nur! Seht welch Segen mir die heiligen Vier zukommen ließen! Sie schenkten mir Jahre meines Lebens als Lohn für viele Winter lange treue. Sie haben uns nicht vergessen!". In der tat erkennen viele den Landwirten wieder, der am gestrigen Tage noch als gebrechlicher Alter am Tresen saß. Nun scheint er in den besten Jahren. Er sieht genau so aus, wie man ihn früher gekannt hat. Ungläubige Gesichter und die Viere lobpreisende Münder sammeln sich um ihn um sich dieses göttliche Wunder von Nahem anzusehen. Hurgat der Bauer erzählt von einer schwarzen Raubkatze und einer grünhäutigen Frau die ihn von einem Nickerchen am Rande seines Feldes weckten. Er beschreibt sie als Boten der Viere. Sie standen in geistiger Verbindung zueinander - da ist er sich sicher und sie würden im Namen der Viere Gebrechen heilen. Seine feurige Rede sorgt in Britain für einiges Aufsehen und schon bald hat sich rumgesprochen in welcher Form die Herrlichen Vier in das Leben ihrer frommen Jünger eingreifen. Die Leute von Britain Pilgern in Scharen zum hiesigen Tempel und legen dort Spenden ab. Hoffnung scheint in Britain aufgekommen zu sein. Alle hoffen auf weitere Wunder und wollen der nächste sein. Hurgat verbrachte den gesamten darauffolgendem Tag im Tempel der Viere und dankte ihnen für dieses Geschenk. Ehe er sich wieder an seine Arbeit machen möchte, hat er beschlossen das Kloster aufzusuchen um von diesem göttlichen Wunder zu berichten.