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Auf den Gassen Britains (Roland Weidewind)

Begonnen von Wurzl, 05. Januar 2014, 22:25:38

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Wurzl

Sicherlich war er nicht der schnellste Schüler. Arkan hatte ihm nicht den besten Start bereitet.
Auch hatten seine Eltern nie viel zu spenden. Auch nicht, wenn sie jetzt noch leben würden. Sie waren Bauernvolk. Und er, dann, ein Straßenjunge zwischen den Fassaden Britains.
Als Waise wurde man nicht selten aufgenommen in den Novizenstand. Die Priester hatten manchmal eine Vorliebe für Jungs ohne rechte Verbandelungen. Dennoch war er nur einer von wenigen, deren Eltern nicht mit viel Gold für eine gute Ausbildung als Novize zahlten. Britain hatte wohl genügend menschliche Ausschußware. Kinder gutbetuchter Eltern, die bloß nicht den Erben stellen sollen.
Dann lieber ab in den Tempel mit dem Störenfried..
Es gab nunmal Gold dafür, dass der Bursche in der Kirche unterkam.
Während andere Novizen schon auf mögliche Mitgliedschaften in Orden und verantwortungsvolle Aufgaben im Klerus hoffen konnten, so hatte Roland nie dafür den nötigen Stand gehabt. Einfach nur ein Bauernsohn...
Bauernsohn.. wie er das hasste..
Sie hatten noch andere Namen für ihn. Stallbursche, Kuhjunge..

Aber er machte sich..
Er konnte lesen und schreiben.. irgendwann..
Er verstand worum es ging.. und er verstand, dass man nicht der lauteste sein sollte..

Seine Dienste richteten sich an Dargor. Das war wofür er von seinen Lehrern auserkoren wurde.  Er half häufig den Priestern bei Geburten und bei Begräbnissen. Wenn er den Fließboden des Tempels wischte und die Schreine säuberte besann er sich häufig auf die Lehren Dargors. Er kostete von der Zeit die er damit verbrachte sich zu wiederholen, er besann sich auf die Ruhe zwischen den Schreinen, und es war ihm bewusst, dass auch das Säubern des Bodens nichts anderes als der Weg von Geburt zu seinem Tode war.
Überall glaubte er Dargor spüren zu können.
Und so legte er auch seine Weihe im Sinne des Gottes Dargor ab.
Doch als er wieder die Straßen Britains betrat um die Lehre zu verkünden.
Als er begann als wandernder Priester die Häuser zu besuchen, erstarkte in ihm das Bewusstsein, dass es ein anderer Gott war, dem er sich nahe fühlte.
All die Zeit im Tempel in der er nur Befehle folgen und sich vor den anderen Novizen in Acht nehmen musste, wurde er in eine Form gepresst. Er wurde auf eine Lehre eingeschworen, aber das war nie das gewesen was in seinem Herzen hätte brennen können.
Mit jedem einzelnen stumpfen Gesicht der Bürger ohne rechten Glauben, begann in seinem Herz ein Feuer zu erwachen. Mit jeder weiteren stumpfen egalitären Haltung zu den wahren Göttern, wurde ihm immer mehr bewusst, dass er für Harassal zu beten hatte.