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Die Chronik eines Zentauren

Begonnen von Kaltum Donnerhuf, 01. Dezember 2009, 21:49:50

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Kaltum Donnerhuf

Die Reise nach Yew

Als die ersten Sonnenstrahlen den wolkenbehangenen Himmel über Occlo durchbrachen, und somit einen weiteren, regnerischen
Tag einläuteten, war ihm nicht nach aufstehen zumute und so wandte sich der Pferdeleib um, in Richtung der Wand, sodass
ihm jene nicht mitten in die onyxfarbenen Augen schienen. Die Reaktion auf das Licht wurde mit einem missmutigen Brummen quittiert,
denn dem Zentauren war nicht nach Aufstehen zumute, denn seine Nacht war lang und der Schlaf in dieser kurz gewesen.
Fast die ganze Nacht lang war er wach auf den Farnenblättern, welche er zu einem Haufen geworfen hatte, gelegen. Was der Grund
hierfür war, konnte er selbst nicht genau bestimmen, denn seit einiger Zeit fühlte er eine gewisse Leere, die sich, trotz den vor Terminen
überquillenden Tagen, nicht füllen lies. Ihm war, als würde ein Stück aus seinem Leben fehlen, etwas, das nicht in greifbarer Nähe lang, und
ebensowenig hatte es einen physischen Körper, denn Kaltum war nie ein Materialist gewesen und würde wohl auch nie jemand werden,
der sich an Gold oder Edelsteinen erfreuen würde. Einige Liedschläge lag er weiterhin auf dem Lager, doch als das Licht intensiver wurde und
es scheinbar keinen Ort gab, an welchem man sich vor diesem verstecken könnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu erheben und
so schlug er die angeschwollenen und von Augenringen gezeichneten Augen auf, was ihm, wohl der Intensität des Lichts wegen, ein
schwerfälliges Seufzen entlockte. Dem menschlichen Gesicht war jegliche Farbe gewischen und sein Magen schien Purzelbäume zu schlagen,
denn anderst konnte man die Übelkeit, die er empfand, nicht beschreiben.  Schwerfällig richtete er sich auf, verharrte einen kurzen Moment
in jener Position und blickte in Richtung des Fensters, durch welches ein kühler Luftzug strich, welches seine zerzausten und verfilzten Haare
in Wallung brachte....Kaltum bot wahrlich keinen Anblick an, den man von einem Zentauren erwarten würde, denn er wirkte ungepflegt.
Die Knie wurden durchgedrückt, sodass er sich nun zu seiner vollen Größe von 2,5 Schritt aufrichtete...Die Arme wurden, als er seinen Körper durch Strecken von der nächtlichen Steifheit befreien wollte, von seinem Körper gespreizt und jenes Handeln wurde von einem ausgiebigen
Gähnen begleitet. Ohne jegliche Umschweife griff die rechte Hand nach dem Rüstwerk, welches für den Pferdeleib gedacht war und aus einem metallenem Geschirr bestand, während die langen Pferdebeine einige Schritte gen Seite tänzelten, sodass er sich langsam in Richtung der anderen Wand wandte. Das Geschirr wurde über den menschlichen Oberkörper gezogen und glitt auf die Flanken des Pferdeleibes, ehe Kaltum diese mit einigen festen Griffen festzurrte. Da er sich bereits positioniert hatte, um seine restliche Ausrüstung an sich zu nehmen, zeugte Hofgeklappere von Schritten, die ihn in Richtung eines maroden Schrankes trugen, auf welchem sich ein Bogen und einige, dünne Pfeile in einem Köcher befanden...An den Schrank gelehnt war ein Breitschwert und ein kleines, handliches Schild zu erkennen. Die erstgenannten Objekte wurden gegriffen und ebenso an seinem Körper angebracht: Den Köcher warf er sich über die Schulter, während der
Bogen an eine kleine Vorrichtung am Metallschurz angebracht wurde. Jenes Prozedere wurde ebenso mit dem Schild und dem Schwert wiederholt. Ihm war in jenem Moment einerlei, welches Bild er gab...Sollten seine Brüder doch denken, was sie wollten... Und mit jenem Gedanken setzte das Hufklappern erneut ein, als ihn seine Schritte in Richtung der Türe trugen...

Als er einen Schritt in das Freie trat brannte das Sonnenlicht so heftig in seinen Augen, dass er das Gefühl hatte, als würde ihm jenes jegliche
Flüssigkeit austreiben und ein weiteres Stöhnen aus dessen Richtung war zu vernehmen, doch seine Augen gewöhnten sich rasch an die
plötzliche Helligkeit, nachdem er einige Mal geblinzelt hatte und so wurde die Sicht auf den weiten Basarplatz frei, auf welchem sich wohl
weitaus mehr als hundert Zentauren trieben, die mit den Händlern um Preise feilschten, einen Spaziergang verrichteten, Wachdienst leisteten oder ihren eigenen Geschäften nachgingen. Dieses Szenario hatte damals Kaltum stets mit Staunen erfüllt, doch hatte es seinen Glanz verloren...Es wurde eintönig..Das eigene Leben farblos. Und so schritt er auf dem, für ihn, farblosen Pflaster der Straßen. Einge vorbeischreitende Zentauren grüßten Kaltum mit einem offenen Lächeln, doch dieser nickte jenen lediglich missmutig zu...Nicht, dass er
seine Brüder und Schwestern nicht mochte, doch war es jeden Tag das Gleiche und das bereits seit zu langer Zeit... Kaltum sehnte sich
nach etwas Neuem, etwas, dass nicht seinem tagtäglichem Weltbild glich. Er sehnte sich nach einem Abenteuer... Was er nicht wusste war, dass sein Wunsch schon bald in Erfüllung gehen würde...

"He, Kaltum! Jetzt warte doch mal!", erklang eine Stimme in seinem Rücken, die Kaltum durchaus bekannt war und so verlangsamte er seine Schritte, ehe er vollends zum Stillstand kam, den Blick jedoch weiterhin geradeaus gerichtet. Keuchend kam der Sprecher näher, dabei entgegnend: "Verdammt, du rennst ja, als ob du Scheuklappen auf den Augen hast! Ich folge dir schon seit mindestens 100 Schritten und brülle ein ein Irrer quer durch die Gassen...Was ist denn in letzter zeit los mit dir? Hast du zuviel verfaultes Obst gegessen oder was?"
Kaltum wusste zwar, dass die Worte scherzhaft gemeint waren, doch nach Lachen war ihm schon garnicht zumute...Er wandte den Blick um und blickte in das Gesicht des noch recht jungen Zentaueren, welcher ihm grinsend entgegenblickte, doch das Grinsen erstarb, als ihm
das bleiche Gesicht Kaltums gewahr wurde. "Du siehst ja schrecklich aus. Hast du denn schlecht geschlafen?"
" Das ist schon die vierte Nacht...", brummte Kaltum verschlafen, was Besorgniss in das Gesicht des Jungen trieb. "Ich...Ich wollte mich von dir verabschieden, da ich bald aufbrechen werde...", sprach der Junge und sein Gesicht zeichnete ein windschiefes Lächeln, mehr gezwungen, denn frei. "Verabschieden? Verreist du?"
"Wir werden uns wahrscheinlich nie wieder sehen..", überging der Jüngling die Frage und das Lächeln verschwand mit einem Schlag.
"Wovon, bei Allhana, sprichst du?", eine gewisse Verdutztheit spiegelte sich im Gesicht des nunmehr mehr als 78 Zyklen alten Zentauren. "Ich werde Occlo verlassen und mich auf die Reise nach Yew machen..Das Le..", stockte er mit einem Mal, als Kaltum hochfuhr:
"Bist du von allen guten Geistern verlassen? Weist du wie gefährlich das ist!?"
"Aber..."
"Kein aber! Du kannst noch nichteinmal eine Waffe führen! Was, wenn dir unterwegs etwas passiert? Wie willst du dich wehren!?
Garnicht zu schweigen davon, wie weit der Weg ist!"
, polterte er und der Junge lies mit jenen Worten mit einem Mal die Schultern hängen.
"Aber ich wollte doch nur ein Abenteuer erleben und die Waldelfen kennenlernen...", resignierte er leise und als jene Worte an Kaltums Ohr drangen, legte sich die Aufruhr so schnell, wie sie begonnen hatte, sodass er den Jungen mit eisernem Blick musterte.
"Bist du dir mit deinem Entschluss wirklich sicher?", raunte Kaltum nun deutlich leiser, fast väterlich klangen die Worte.
"Ich wünsche es aus ganzem Herzen...Ehrlich!", der Blick, welchem er den älterem Zentauren zuwarf wirkte fast flehendlich.
"Dir ist bewusst, dass ich dich nicht alleine gehen lassen darf?", das Herz Kaltums schlug mit einem Mal schneller und pumpte das Adrenalin
durch die Venen, denn ihm wurde langsam bewusst, dass dies wohl die einzige Gelegenheit war, aus seinem grauen Alltag zu entfliehen...
Noch bevor der Junge antworten konnte, äußerte Kaltum entschieden: "Ich werde dich begleiten, ob es dir lieb ist oder nicht!"
Die Augen seines Gegenübers weiteten und in jenen war deutlich sowohl Freude, als auch Unglauben zu erkennen. "Wir treffen uns heute Nacht, wenn der Mond an der höhsten Stelle am Firmament steht, bei mir...Und nun mach dich auf den Weg und bereite alles vor! Wir sehen uns später."
Mit jenen Worten wandte er sich um und Schritt in Richtung der Kaserne, um seinen Wachdienst zu beginnen...Das Herz jedoch dachte nicht eine Sekunde daran langsamer zu schlagen...Endlich....


Abends, noch am selben Tag....


Schon fast sehnsüchtig erwartete Kaltum die Anknuft des Jungen...Hatte er sich denn doch anderst entschieden? Kaum brannte sich jener
Gedanke in seinen Kopf, klopfte es bereits an der Tür und als diese geöffnet wurde, stand der Junge mit Sack und Pack, breit grinsend, vor dieser. Mit einem knappen Wink wurde ihm bedeutetet einzutreten, ehe er die Tür schloss.
"Von mir aus können wir los!", japste der Junge vor Freude, was von Kaltum mit einem Nicken quittiert wurde: "Dann los...Du gehst vor."
Ihre Schritte trugen sie unentdeckt zur Stadtmauer, aus dieser Hinaus und in die tiefschwarze Nacht....

Einige Wochen darauf...

Sie schritten bereits seit mehr als 5 Umläufe durch den dichten Wald...Die Füße schmerzten ungemein, denn seit einigen Stunden hatten sie keine Rast mehr eingelegt, nicht, dass es einer der Beiden verlangt hätte, denn zu groß war die Freude ihr Ziel endlich zu erreichen. Der Mond stand hoch am Himmel und die Stille der Nacht wurde gelegentlich vom Heulen eines Wolfes durchrissen, doch jene Wesen fürchtete
der stattliche Zentaur nicht, denn er wusste, dass Wölfe keine Bestiern, sondern scheue Tiere waren...
"Ich..ich kann nicht mehr...", keuchte der Junge, "könne wir denn keine kurze Rast einlegen? Ich habe Hunger..."
Kaltum hatte dem nichts entgegenzusetzen, denn er hatte nichteinmal erwartet, dass der Junge eine solche Ausdauer und einen derart
starken Willen aufzuweisen hat. Und so kam es, dass sie sich auf dem feuchten Moos niederliegen und die trockenen Brotlaibe auspacken, um diese zu verschlingen..Zu jenem gab es Wasser, eine karge Mahlzeit, doch nichts hatte derart gut geschmeckt, es war erstaunlich wie Hunger das Empfinden für Geschmäcker beeinflusste...
Mit einem Mal war ein Rascheln im Busch nebenan zu vernehmen und als Kaltum den Blick in jene Richtung warf, aus der er das Geräuisch vernommen hatte, sah er, wie ein gefiederter Pfeil durch die Luft sauste und knapp, einige Schritte neben ihm, sich in den Boden bohrte...
Ihm bliebt nur wenig Zeit zum reagieren, denn mit einem Mal schien ein ganzer Pfeilregen auf sie niederzuprasseln! Kaltum konnte sich gerade noch retten, indem er Schutz hinter einem Baum suchte...Die rechte Hand griff routiniert an die Vorrichtung am Metallschurz, entnahm den Bogen, griff sich einen Pfeil, welcher in den Bogen eingespannt wurde, ehe er diesen loslies und den leisen Tod auf den Weg schickte...Ein Quiken ertönte, als der Pfeil sein Ziel fand und wandelte sich langsam in ein Gurgeln um, ehe das Geräusch vollends verstarb.
Die Geräuschkulisse war für den ersten Moment von Stille erfüllt, ehe mehrere, heftige Grunzer zu vernehmen waren und mit einem Mal zwei Orks aus dem Busch spangen, welche durch das gleiche Prozedere wie zuvor, niedergestreckt wurden, noch bevor sie ansatzweise in ihrer Nähe waren...
"Bist du in Or...", wollte dieser gerade über seine Schulter hinweg fragen, als der Blick auf den Jungen traf, welcher blutüberströmt im feuchten Moos lag und japsend nach Luft rang, ein Pfeil ragte aus der Flanke, an welcher Stelle sich die Lunge befand und wie ein Blitzschlag wurde Kaltum bewusst, dass er dem Jungen in keinem Fall helfen konnte...Ihm blib nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie das Leben langsam aus dem jungen Körper gehaucht wurde...Die blutigen Lippen formten ein "Es tut mir Leid..", ehe der Kopf zur Seite kippte und das Leben des Jungen besiegelt zu sein schien...vollends und ohne Rückkehr.
Kaltum blieb nicht genügend Zeit zum trauern, denn es konnten sich noch mehr Orks in der Nähe befinden und so schritt er rasch in Richtung des Jungen, schloss seine Augen und wandte sich um...Trauern würde er später...Er musste hier weg!
So schnell er konnte gallopierte er in die tiefe der Nacht, jeder Schritt trug ihn Näher dem Hein der Waldelfen, welchen man Yew nannte und er wusste, er war nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt. Die Gedanken schienen das Geräusch zu verdrängen, als die Orks schneibar die Lichtung betraten, auf welchem er sich eben noch befunden hatte, und sich über den Kadaver seines jungen Freundes hermachten...Er würde das reissende Geräusch nie in seinem Leben vergessen....Niemals.